Reimer Schröder aus Borsfleth - "Kieskutscher aus Leidenschaft" | Aktuelle Nachrichten und Informationen

"Ich fahre solange, bis es gesundheitlich nicht mehr geht."

Reimer Schröder aus Borsfleth - "Kieskutscher aus Leidenschaft"

Fast jeder in der Region kennt Reimer Schröder oder hat ihn schon einmal mit seinem türkisblauen LKW samt Anhänger durch die umliegenden Orte fahren sehen. Seit Jahrzehnten ist er mit seinem Fuhrunternehmen ein fester Bestandteil des regionalen Lebens zwischen Stör und Krückau.

Ursprünglich betrieb Reimer Schröder im Borsflether Büttel einen landwirtschaftlichen Hof mit Milchkühen und Jungtieren. Parallel dazu half er bereits über zehn Jahre als Fahrer im Fuhrbetrieb von Wilhelm Rathjen aus, dessen Betrieb nur zwei Häuser weiter lag. Als Wilhelm Rathjen sich 1990 aus gesundheitlichen Gründen seiner Frau zurückzog, übernahm Reimer Schröder den Fuhrbetrieb. Dafür hatte er seine eigene Landwirtschaft aufgegeben, um sich vollständig auf das neue Tätigkeitsfeld zu konzentrieren. Nach dem schweren Verlust seiner Ehefrau wenige Jahre zuvor stand er zudem vor der Aufgabe, seine beiden Kinder Meike und Knut großzuziehen. In dieser herausfordernden Lebensphase fand er im Fuhrunternehmen eine neue Aufgabe und zugleich eine willkommene Abwechslung.

Mit 60 Jahren baute sich Reimer Schröder auf seinem ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb sein Altenteil, in dem er bis heute lebt. Seine Tochter Meike blieb im früheren Wohnhaus wohnen. Auf dem Grundstück hinter dem ehemaligen Stallgebäude lagert er die Materialien, die er aus den großen Gruben Silzen-Peissen und Ottenbüttel bezieht.

Unter dem Namen „Kieshandel Borsfleth“ beliefert Reimer Schröder zahlreiche private Haushalte sowie kleinere Pflasterbetriebe mit Sand, Kies, Kieselsteinen, Recyclingmaterial und Mutterboden. Viele Kunden holen sich kleinere Mengen direkt vor Ort ab. Das Hauptgeschäft findet vor allem in den Sommermonaten und an Samstagen statt. Dabei wird vieles noch auf Vertrauensbasis geregelt: Ist Reimer einmal nicht auf dem Hof, nehmen sich manche Kunden das benötigte Material und kommen später zum Bezahlen vorbei.

Auf die Frage, ob sich im Laufe der Jahre etwas verändert habe, antwortet Reimer Schröder schmunzelnd: „Nein, ich bin immer noch ein Ein-Mann-Betrieb.“

Ein besonderes Ereignis ist ihm jedoch bis heute in Erinnerung geblieben: In der Nacht vom 18. Juli 2002 wurde er aus dem Schlaf geklingelt, um bei starken Regenfällen Sand zum Befüllen der Sandsäcke in die Engelbrechtsche Wildnis zu transportieren. Auch am Altendeich in der Blomeschen Wildnis war sein Einsatz gefragt, als die Schöpfwerke ausgefallen waren und die Feuerwehr dringend Sand benötigte. Viele Leser werden sich an diese außergewöhnliche Situation erinnern.

Was Reimer Schröder an seiner Arbeit besonders schätzt, ist der Kontakt zu den Menschen. Überall trifft er bekannte Gesichter, und für einen kurzen Klönschnack ist immer Zeit. Auch privat liebt er die Geselligkeit. Gemeinsam mit zwei Weggefährten hält er den Stammtisch der ehemaligen Gaststätte „Weißer Bär“ bis heute aufrecht – inzwischen trifft man sich reihum bei den Beteiligten zu Hause. Außerdem pflegt er den Kontakt zu seinem Stammtisch aus dem Aukrug in Borsfleth.

Alle zwei Wochen, jeweils mittwochs, kommen zudem zwölf jüngere Dorfbewohner in Reimers Laube zusammen, um sich in gemütlicher Runde über Neuigkeiten auszutauschen.

Am späten Nachmittag fährt Reimer täglich zu seinem Sohn Knut auf den Bauernhof nach Elskop, wo er gern noch mit anpackt und hilft, wo er kann.

Sein LKW ist mittlerweile 23 Jahre alt und hat ihn nach eigenen Worten noch nie im Stich gelassen. Lediglich der Anhänger musste kürzlich erneuert werden, da der alte die TÜV-Prüfung nicht mehr bestand.

In diesem Monat ist Reimer Schröder 85 Jahre alt geworden und blickt mit Stolz auf ein erfülltes Arbeitsleben zurück, das er als Kieskutscher keinesfalls missen möchte.

Wie lange er seinen Betrieb noch weiterführen will? Reimer Schröder antwortet darauf ganz pragmatisch: „Was soll ich zu Hause rumsitzen? Ich fahre, solange es geht, ich Spaß daran habe und die Gesundheit mitmacht.“ Bleibt zu hoffen, dass dies noch lange der Fall sein wird – denn ein so persönliches, flexibles Unternehmen mit einem so sympathischen Fahrer ist aus der Region kaum wegzudenken.