"Surferparkplatz" in der Blomeschen Wildnis | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Wind, Wellen und Freiheit.....

"Surferparkplatz" in der Blomeschen Wildnis

Am Neuendeich, mitten in der Blomeschen Wildnis, liegt der gepflegte Parkplatz, der unter Wind- und Wassersportlern als echter Geheimtipp gilt. Sogar bei Google Maps ist dieser als „Kite und Surf Parkplatz„ markiert. Ausgestattet mit Tischen, Bänken und Fahrradständern lädt er daher nicht nur zum Verweilen für Radfahrer und Fußgänger ein, sondern dient auch als Basis für Kitesurfer, Windsurfer und Wingfoiler.

Im Gespräch mit Michael Baak aus Glückstadt, der sich als „selbst ernannter Hausmeister“ um den Platz kümmert und die Surfer-Community gut kennt, erfahre ich mehr über die Surfer, die hier herkommen.

Was macht den Surferparkplatz in der Blomeschen Wildnis so besonders?

Wir genießen hier das besondere Ambiente, das Panorama und den weiten Blick über die Elbe. An dieser Stelle ist die Elbe sehr breit, und wir haben einen guten Abstand zur Fahrrinne der großen Schiffe. In Brokdorf zum Beispiel ist die Fahrrinne viel näher am Ufer – da fehlt der Platz, den wir hier haben, um uns richtig auszuleben.

Wie groß ist das Surfgebiet hier an der Elbe?

Das Gebiet erstreckt sich vom Störsperrwerk bis kurz vor dem Unterfeuer vom Kimming. Weiter sollte man nicht fahren, weil dort die Fähren kreuzen. Der Surfbereich ist durch Fahrwassertonnen gut gekennzeichnet.

Welche Sportarten werden hier betrieben?

Hier trifft man Kitesurfer, Windsurfer und Wingfoiler.

Was sind die Unterschiede zwischen diesen Sportarten?

Beim Windsurfen steht man auf einem Surfboard, das mit einem dreh- und kippbaren Segel mit dem Board verbunden ist, das zur Fortbewegung dient.

Beim Kitesurfen steht man auf einem Board – ähnlich wie beim Wakeboard – und wird von einem an Schnüren befestigten Lenkdrachen gezogen.

Das Wingfoilen, das etwa 2018 zu uns kam, ist eine Mischung aus beidem: Man hält einen Wing (also Flügel) in der Hand und stellt ihn in den Wind. Das Foilboard hebt durch seine Tragflügelkonstruktion früh ab und gleitet übers Wasser.

Welche Bedingungen müssen für die jeweiligen Sportarten gegeben sein?

Wind ist die Hauptvoraussetzung – sowohl beim Kite- als auch beim Windsurfen. Der Wind erzeugt die nötige Kraft, um über das Wasser zu gleiten. Beim Kitesurfen greift man, durch den an Schnüren befestigen Drachen, eine andere Höhe ab. Daher muss hier Wind wehen, um mit dem Board aus dem Wasser gezogen zu werden. Beim Wingfoilen kann man dank der Tragflügel und Pumpbewegungen sogar bei schwachem Wind über das Wasser gleiten.

Welche Sportart wird hier besonders häufig ausgeübt?

Am häufigsten sieht man hier Windsurfer und Wingfoiler. In letzter Zeit hatten wir in dieser Region oft nur schwachen oder böigen Wind, was für Kitesurfer nicht optimal ist.

Wann ist die optimale Zeit, um die Sportarten auf der Elbe ausüben? Zwei Stunden vor und zwei Stunden nach der Flut ist das optimale Zeitfenster, um aufs Wasser zu gehen - zumindest für alle, die nicht noch eine kleine Wattwanderung machen möchten.

Hat sich durch die Elbvertiefung etwas verändert?

Ja, deutlich. Die Strömung ist stärker geworden– etwa vier Knoten mehr als früher. Hier sollte man schon Surferfahrung mitbringen.

Ist diese Stelle auch für Anfänger geeignet?

Absolut. Gerade die linke und rechte Seite vom Stack eignen sich gut zum Üben. Wir achten aufeinander. Es gibt viel gegenseitige Rücksichtnahme, Tipps und Hilfe – vor allem für Anfänger.

Welche Sportart lernt man am schnellsten?

Wie schnell man eine dieser Sportarten lernt, variiert stark. Dieses hängt von persönlichen Faktoren, Wetterbedingungen und vom Lehrmeister ab. Eigentlich lernt man die grundlegenden Techniken bei allen Sportarten sehr schnell und kann auch kurzfristig erste Erfolge erzielen. Jedoch sollte man auch die Gefahr immer im Auge behalten, da man sich z.B. beim Kiten durch das Verheddern der Schnüre, schwere Verletzungen an den Fingern zuziehen kann.

Woher kommen die Surfer, die hierherkommen?

Viele kommen aus der näheren Umgebung – Wilster, Glückstadt, Borsfleth, Elmshorn und sogar aus Hamburg.

Gibt es eine organisierte Surfer-Community?

Ja, wir tauschen uns über eine Signal-App aus. Hier sind aktuell 39 Mitglieder aktiv, bestehend aus Menschen unterschiedlichster Berufe. Zusätzlich gibt es eine extra Wingfoiler-Gruppe. Wir nutzen die Gruppen, um uns über Windverhältnisse auszutauschen oder spontane Sessions zu organisieren – auch wenn nur wenig Wind da ist.

Welche Altersgruppen sind hier vertreten?

Mein Sohn ist der jüngste mit gerade 18 bis zum 70-jährigen Routinier. Die meisten sind 40 Jahre aufwärts – viele sind langjährige Sportler.

Wie oft bist du selbst auf dem Wasser?

Ich bin zwei- bis dreimal pro Woche hier – solange die Temperaturen mitspielen. Bei einer Wassertemperatur von 1 °C ist für mich Schluss.

Würdest du den Parkplatz weiterempfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Der Parkplatz ist sauber, gepflegt, und die Rasenflächen sind top gemäht. Der Gemeindearbeiter macht hier einen super Job. Man merkt, dass sich jemand kümmert.

Gibt es besondere Erlebnisse, an die die du dich erinnerst?

Oh ja. Am 5. August 2025 kam es zu einer aufsehenerregenden Rettungsaktion. Von der Elbfähre wurde ein angeblich in Not geratener Kitesurfer gemeldet. Die Feuerwehr aus Glückstadt rückte mit einem Löschzug und dem Rettungsboot „Stralsund“ an – zusammen mit dem Einsatzboot der Brokdorfer Feuerwehr. Am Ende stellte sich heraus: Der Kiter war nicht in Not geraten, sondern wartete einfach nur ruhig auf eine passende Windböe, um weiterzufahren. Die Rettung war zum Glück nicht notwendig.

Ist der Parkplatz überregional bekannt?

Ja. Herr Reese hat im „WINGS Magazin Surfers“ einen schönen Artikel über den Platz veröffentlicht – mit tollen Bildern.

Was könnte man an diesem Platz noch verbessern?

Grundsätzlich ist der Platz wirklich top. Aber:

* Das 7,5-t-Verkehrsschild sollte gegen ein 3,5-t-Schild ausgetauscht werden, damit übergroße Wohnmobile hier nicht mehr quer stehen oder die Rasensteine beschädigen.

*Manche Camper hinterlassen auch Müll oder verrichten ihr großes Geschäft“ auf dem Gelände – das geht gar nicht! Ein offizielles Übernachtungsverbot von 22 bis 6 Uhr wäre hier sicherlich hilfreich.

* Das Übernachten sollte auf diesem Platz generell verboten werden. Der Platz ist nämlich in der App „park4night“ als Übernachtungsplatz gelistet. Das selbst aufgestellte „Camping verboten“-Schild wurde leider wieder abgeschraubt.

Was wünschen Sie sich von Besuchern?

Respekt vor dem Ort und den Menschen. Jeder ist herzlich willkommen, aber bitte: Hinterlasst den Platz sauber und nehmt Rücksicht – auf die Natur und auf andere Besucher.

Ein engagierter „Hausmeister“, eine lebendige Community und ein gepflegter Platz mit viel Potential – der Surferparkplatz in der Blomeschen Wildnis ist nicht nur ein Sportspot, sondern ein Ort gelebter Gemeinschaft.