Seit wann imkerst du und was brauchtest du damals für Anschaffungen?
Ich bin 2017 mit 3 Bienenvölkern gestartet, was auch ganz sinnvoll war, weil man als Anfänger eher mal einen Fehler macht und Völker auch mal sterben. Ansonsten brauchte ich meine weiße Schutzkleidung, diverse Segeberger Zargen (das sind die Behältnisse für die Bienen), einen Smoker (eine Art Räuchertopf, um die Bienen zu beruhigen), einen Stockmeißel, um die Waben auseinander- und herauszuziehen. Außerdem benutze ich eine Gänsefeder, um die Bienen abzustreifen. Und – ganz wichtig: Jeder Imker muss seine Völker beim Veterinäramt anmelden, die bei Kontrollen in ganz Kreis Steinburg checken, ob die Bienen gesund sind oder zum Beispiel unter der so genannten amerikanischen Faulbrut-Krankheit leiden. Wenn diese ausbricht, kann es sein, dass der Imker seine sämtlichen Völker töten muss und die kosten immerhin pro Volk um die 120 bis 180 Euro.
Wie viele Völker besitzt du mittlerweile und wie viele Bienen sind das wohl in etwa?
Ich habe acht Wirtschafts-Völker – die Jungvölker zähle ich jetzt nicht mit. Das sind im Winter rund 5000 Bienen pro Volk. Und im Mai sogar etwa 40 000 bis 50 000 pro Volk, weil eine gute Königin pro Tag an die 2000 Eier legt. Normale Arbeitsbienen schlüpfen dann nach 21 Tagen, Königinnen nach 16 Tagen und die Drohnen – also die männlichen Insekten – schlüpfen nach 26 Tagen. Sie sind übrigens wirklich nur zur Fortpflanzung da und sterben, nachdem sie die jungen Königinnen in der Luft begattet haben.
Erkennen dich deine Insekten eigentlich?
Nein. Aber sie erkennen den Ort hier punktgenau. Wenn man die Bienen also während der Tracht in ein blühendes Rapsfeld bringt, dann sollten sie mindestens 3 Kilometer vom letzten Standort entfernt sein, weil sie sonst wieder zurück an ihren vorigen Standort fliegen würden.
Wie oft wurdest du schon gestochen?
Unzählige Male. Aber das liegt immer daran, dass ich einen Fehler gemacht habe. Früher zum Beispiel habe ich den Bienen mal zu viel Honig weggenommen – da hatten sie dann nicht genug Futter für sich selbst und zur Fütterung der Königin. Da sind sie dann aggressiv geworden.
Oder als mein schwarzer Hund noch klein war, habe ich ihn mal zu nah an die Bienen gelassen. Da sind sie dann alle auf Negro losgegangen, weil sie bei dem schwarzen, pelzigen Wesen einen Bären und Futterdieb vermutet haben. Also musste ich mich über meinen Welpen werfen, um ihn vor den Angreifern zu schützen, und hatte anschließend sicher 30 Stiche am Hintern. War mein Fehler. Man lernt eben durch die Bienen. Auch, auf sie Rücksicht zu nehmen.
Erkläre mal, was für dich die Faszination an dieser Tätigkeit ausmacht?
Die Ruhe. Denn es ist extrem wichtig, als Imker ruhig und gelassen vorzugehen. So komme ich im Vergleich zu meinem stressigen Job gut runter, erlebe tiefe Entspannung und vergesse um mich herum die Zeit. Außerdem liebe ich die Arbeit in der Natur und ein bisschen alleine sein zu können. Aber es ist auch schön, mit den Leuten, die meinen Honig kaufen, ins Gespräch zu kommen und von ihnen positives Feedback zu erhalten.
Kannst du kurz beschreiben, welche Aufgaben für dich im Anfang des Jahres anstehen?
Im Januar und Februar, wenn die Temperaturen über 10 Grad liegen, fliegen die Bienen zu einem Reinigungsflug hinaus. Das heißt, sie bringen den Kot aus den Wintermonaten heraus. Ich als Imker nutze diesen Moment, um zu checken, ob die Bienen noch genug Nahrung haben. Denn im Winter sollte man pro Volk etwa 20 Kilo eigenes Futter zugeben.
Außerdem bereite ich die Bienen im Frühjahr darauf vor, bald in den Raps zu gehen. Und: Ich nehme beispielsweise die Waben mit einer Schwarm-Zelle, in der eine neue Königin heranwächst, heraus, um daraus ein neues Jungvolk zu bilden.
Was ist jetzt im Sommer zu tun?
Eine ganze Menge. Manchmal habe ich dann 14 Stunden am Tag zu tun. Denn während der Raps-Blüte und Sommerblüte ist Honig-Ernte angesagt. Das heißt, ich fahre jede Woche einmal zur so genannten Schwarm-Kontrolle zu meinen Völkern. Und nach der Ernte muss ich den gewonnenen Honig schleudern – er kommt also in eine Art Zentrifuge und wird anschließend gesiebt, um daraus Wachs oder andere Schmutzteile zu entfernen. Nach ein paar Tagen Ruhe schöpfe ich dann die übrigen Schwebeteilchen ab und fülle den Honig in Gläser um, um sie kühl zu lagern.
Außerdem muss natürlich die Buchhaltung gemacht werden. Eine Aufgabe, die mir zum Glück meine Frau Fernanda abnimmt, die mir ohnehin viel hilft. Zum Beispiel, was die Werbung, Inventur und den Verkauf angeht. Aber auch dabei, ständig die Honiggläser abzuwaschen und zu desinfizieren oder abends mit mir die Zargen von den Feldern zu holen, um sie an andere Standorte zu bringen, weil die Bienen dann drinnen sind. So eine Zarge mit einem Volk darin kann schon einmal um die 25 Kilo wiegen – und das ist noch ohne Honig. Das ist also Schwerstarbeit, die zu tragen.
Morgens gegen 5 oder 6 Uhr geht’s dann wieder auf die Felder, um den Honig zu ernten.
Wie genau sieht der Herbst für dich als Imker aus?
In Schleswig-Holstein haben wir anders als in anderen Teilen in Deutschland meistens nur zwei Trachten, also beginnen nun die Arbeiten nach der Honig-Ernte. Aus dem Wachs schmelze ich mir neue Mittelwände für die Zargen, weil die Waben, in denen die Bienenkönigin ihre Eier legt und aus denen schließlich die Bienen schlüpfen nach und nach verschmutzen und erneuert werden müssen.
Wichtig ist außerdem, die Bienen gegen die Varoa-Milben zu behandeln, die ganze Völker töten können. Das darf ich als Imker erst nach der Honigernte tun, weil die Stoffe sonst im Honig zu finden sind.
Ist der Winter im Imker-Leben reine Erholungszeit?
Eigentlich ja. Ich muss nur ab und zu die Deckel von den Zargen heben und nachsehen, ob die Bienen noch genug zu essen haben. Dann behandele ich sie auch nochmals gegen die Varoa-Milben.
Welche Honigsorten bietest du an?
Momentan habe ich Raps- und Sommertracht-Honig. Aber in anderen Jahren habe ich auch Linden-, Apfel-, Vergissmeinnicht-, Kerbel-, Waldblüten-, Tannen- und Klee-Honig.
Mehr Infos unter:
Imker Matthias Kühl, Hinterstraße 35, 25379 Herzhon, email: Tronpug1974@gmail.ccom
Außerdem gibt es den Imkerverein Herzhorn & Umgebung mit 37 Mitgliedern, die sich regelmäßig an dem 2. Mittwoch des Monats um 19 Uhr in der Linde Herzhorn zum Imker-Stammtisch treffen und austauschen. Wobei auch jede und jeder Interessierte gerne dazu kommen kann.