„Endlich ist der HVV da und wir gehören mit dazu. Das Bahnfahren ist für uns jetzt noch attraktiver geworden“, freut sich Bürgermeister Sönke Reimers von der Engelbrechtschen Wildnis. Seit dem Jahreswechsel gehört der Kreis Steinburg mit zum Hamburger Verkehrsverbund und kann das überregionale Tarifsystem nutzen. Sönke Reimers hat gleich mal selbst ausprobiert, wie es ist, vom Bahnhof Herzhorn zum Hamburger Hauptbahnhof zu fahren. Gerade einmal 40 Minuten dauert die Fahrt der Nordbahn mit der RB 61. Zusammen mit seinem Herzhorner Amtskollegen Wolfgang Glißmann unternahmen weitere Gemeindevertreter die Tour in geselliger Runde. Der Bahnhof Herzhorn gehört nämlich geografisch durch die beiden Bahnsteige auf unterschiedlichen Straßenseiten zu beiden Gemeinden. Sönke Reimers begrüßte die Mitfahrer beider Gemeinden deshalb angemessen: „Wir steigen heute in Herzhorn ein und werden in der Engelbrechtschen Wildnis wieder aussteigen.“
Sönke Reimers erhofft sich durch den Anschluss an den HVV noch mehr Nutzer, die vom PKW auf die Bahn umsteigen werden. „Wir haben auf unserer Bahnhofs-Seite ein Stück Land erworben und darauf bereits im letzten Monat mit Asphaltrecycling 15 zusätzliche Parkplätze geschaffen. Mit nunmehr 30 Parkplätzen können wir den aktuellen Bedarf gut abdecken, aber dieses Provisorium soll von den Bauausschüssen der beiden Gemeinden noch einmal überplant und mit dem Einsatz von Fördermitteln neu konzipiert werden.“ Dass es überhaupt zu einem Anschluss des Kreises Steinburg an den HVV gekommen ist, darüber ist der Bürgermeister sehr dankbar. „Nur durch die Unterstützung der Landtagsabgeordneten, der regionalen Politiker und durch die gut geführten Verhandlungen von Landrat Torsten Wendt als Vertreter des Zweckverbandes ÖPNV mit dem HVV konnte der Anschluss erreicht werden.“ Für die Zukunft wünscht er sich noch eine bessere Taktung der Züge und einen zusätzlichen Gleisausbau ab Elmshorn.
Sein Herzhorner Amtskollege Wolfgang Glißmann war schon immer davon überzeugt, dass der HVVV-Anschluss irgendwann kommen wird. Über die jetzt gefundene Lösung mit der Auflösung des Zweckverbandes für den öffentlichen Nahverkehr und die solidarische Finanzierung der zusätzlichen Kosten durch die Kreisumlage ist er sehr froh. „Immerhin gibt es sehr unterschiedliche Interessen der Gemeinden im Kreis und nicht alle profitieren gleichermaßen davon. Für Herzhorn ist der Beitritt geradezu ein historisches Ereignis, das unseren Bahnhof enorm aufwertet.“
Betrugen die Kosten für eine Einzelfahrt von Herzhorn zum Hauptbahnhof bisher 10,80 Euro, so koste das HVV-Ticket jetzt 7,60 Euro. Noch attraktiver ist das Lösen einer 9-Uhr Tageskarte, die am Wochenende auch ganztags gilt, für 13,40 Euro. Mit einer 9-Uhr Gruppenkarte für 26,90 Euro können fünf Personen am Wochenende ganztags das gesamte HVV-Netz nutzen – inclusive der „Hafenrundfahrt nach Finkenwerder“. Eine Fahrkarte, ein Tarif und ein abgestimmtes Verkehrsangebot – das sind die Vorteile dieses Verkehrsverbundes. Der HVV übernimmt für drei Bundesländer, acht Landkreise und fast 30 Verkehrsunternehmen das Management des gesamten Verkehrsangebotes.
Gemeindevertreter Wolfgang Axen aus Herzhorn findet es gut, dass man jetzt mit einer Fahrkarte das gesamte HVV-Netz nutzen kann. „Wenn der Individualverkehr teurer wird, werden noch mehr Pendler auf die Bahn umsteigen. Und eine Fahrt in 40 Minuten zur Innenstadt von Hamburg ist mit dem PKW nicht zu schaffen.“ Gemeindevertreter Holger Fehlau aus der Engelbrechtschen Wildnis sieht den HVV-Anschluss als weiteren Standortvorteil für die Gemeinde. „Neben dem Glasfasernetz, Kita und Schule ist ein guter Bahnanschluss für junge Familien wichtig. Wir planen in unserer Gemeinde gerade ein Neubaugebiet mit zunächst 17 Bauplätzen. Da kommt der HVV-Anschluss gerade recht.“ Und er glaubt, dass auch umgekehrt mehr Hamburger den Kreis Steinburg für einen Ausflug besuchen werden. Gemeindevertreter Manfred Will aus Herzhorn fährt bereits jetzt gerne mit der Bahn nach Hamburg. „Ich finde das einfache Tarifsystem mit der preiswerten Verbundkarte für Bahn, Bus und Hafenfähren einfach klasse. Und durch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel entfallen das mühselige Suchen nach einem Parkplatz und die Parkgebühren.“
Der Hamburger Verkehrsverbund wurde 1965 gegründet. Er ist ein Verkehrs- und Tarifverbund, der das Stadtgebiet von Hamburg und umliegende Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen umfasst. Zum Verbund gehören die Hamburger Hochbahn mit ihrem U-Bahn Netz, die S-Bahn Hamburg, die DB Regio, die AKN, die Nordbahn, der Metronom, die HADAG mit den Hafenfähren und weitere Partner in Niedersachsen.
(Herbert Frauen)