Friseurin und Seelsorgerin in einer Person | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Der Abschiedstermin passt zahlenmäßig top: Denn, wenn Sylvia Ostmann am 28. November am späten Nachmittag feierlich im Herzhorner Salon Sabine verabschiedet wird, kann sie auf 28 Jahre als Friseurin in Herzhorn zurückblicken.

Friseurin und Seelsorgerin in einer Person

Zunächst wirbelte Syliva Ostmann als Friseurin durch einen kleinen Raum in der Gaststätte zur Linde. Dort wusch sie Haare, schnitt, färbte, flechtete, legte in Lockenwickler, kürzte, rasierte und ondolierte.

„Ganz besonders viel Spaß hat mir aber immer auch gemacht, meine Kundinnen kosmetisch zu verschönern“, verrät die heute 63-Jährige. Und eigentlich war es früher auch der große Traum von Sylvia, Kosmetikerin zu werden. Doch dazu brauchte sie zuerst eine andere Ausbildung – entweder als Drogistin oder Friseurin. „Die Wahl fiel schnell. Und als ich bei Gertrud Mütze am Fleth meine Lehre als Friseurin begann, erkannte ich schnell, dass genau dies mein verstecktes Talent war.“ Nach drei Jahren am Fleth ging es für Sylvia Ostmann, die inzwischen auch ihren Mann kennengelernt hatte, weiter nach Kellinghusen, bis sie schwanger wurde. Ihre Tochter bekam sie 1985, ihren Sohn 1987.

c8718dfe-5f26-4102-b858-d31253ad8487

An einen Wiedereinstieg als Friseurin war lange nicht zu denken, zumal Sylvias Mann im Schichtdienst bei Temming arbeitete. Deshalb putzte sie eine Weile stundenweise.
Doch am 1. April 1996 war es endlich so weit, und die tatkräftige Friseurin, die eine Weile noch bei einem Glückstadter Friseur gearbeitet hatte, dort aber nicht glücklich war, fragte bei Sabine Schargus an, ob sie bei ihr beginnen könne. Die willigte sofort ein.


Und Sylvia war erst in Glückstadt tätig, bevor es nach Herzhorn ging. Nach der Zeit in der Linde bezog die Vollblut-Friseurin 1997 schließlich die Räumlichkeiten des „Putzbüdels“ in der Hinterstraße.
„Hier konnte ich mir einen eigenen Kundenstamm aufbauen, aber auch ein paar Kundinnen und Kunden von Glückstadt nach Herzhorn mitnehmen.“ Und was sich schnell zeigte, war, dass Sylvia Ostmann nicht nur super Haare schneiden und Dauerwellen machen konnte. Sie hat vor allem ein riesiges Herz. „Ich habe zugehört und war für viele fast so etwas wie eine Seelsorgerin“, meint die Glückstädterin. „Manchmal habe ich auch mit meinen Kundinnen geweint, wenn sie gerade Witwen geworden sind. Und es brach mir das Herz, als Hugo, mein Freund starb. Denn, obwohl er unter schlimmer MS gelitten hat und nur unter heftigen Schmerzen gehen konnte, kam er häufig in den Laden, um zu fragen, wie es mir geht.“


In diesen langen Jahren in Herzhorn, sind wirklich viele tolle Freundschaften entstanden, sagt die Oma zweier Enkeltöchter dankbar. „Auch, wenn andere vielleicht nicht so viel mit mir anfangen konnten, weil ich eine ziemlich forsche und direkte Art habe.“ Die Friseurin grinst. Denn sie weiß: Vor allem hatte sie viele begeisterte und treue Kundinnen und Kunden.


“Was ich besonders schön fand, war, dass manche Kunden, denen ich bereits als Kind die Haare geschnitten habe, später auch mit ihren eigenen Kindern zu mir kamen.“


Dass sie jetzt nicht mehr bis zu ihrem eigentlichen Renten-Beginn in Herzhorn arbeiten kann, stimmt Sylvia Ostmann traurig. Und sie vermisst das Dorf. „Eigentlich habe ich mir das ganz anders vorgestellt.“ Aber monatelange, heftige Schulterschmerzen zwangen die 63-Jährige nun zum frühzeitigen Aus.
Und sie möchte jetzt das Beste daraus machen. Zum Beispiel mit ihrem Mann und Hündchen Bella mit dem Wohnmobil durch das Land reisen. Und das Ehepaar plant einen Ägypten-Trip. Aber vorher wird sie noch im Friseur-Salon festlich verabschiedet.

Und das Dorf sagt auf jeden Fall schon jetzt „Danke, Sylvia!“.